Technische Analyse (TA) Chart-Technik (CT) und ihre Ursprünge

 

Allgemeine Einleitung ins Thema : Chartanalyse, Charttechnik und Technische Analyse (CT/TA)

 

Menschen, die sich die Mühe machen, ihre Finanzen und allgemeine finanzielle Situation im Griff zu haben, sehnten sich schon immer nach einer Art von Ordnung, um einen entsprechenden Überblick zu haben und diesen auch beizubehalten. 

 

Im Allgemeinen hielt und hält dafür immer die Erfassung und Gegenüberstellung von Vermögenswerten (und natürlich der Schulden/Verbindlichkeiten) her. Das kann bei professioneller Anwendung zum Beispiel die ordnungsgemäß geführte klassische Buchhaltung sein. Im privaten Bereich ist es oftmals das einfache Führen eines Haushaltsbuches. 

Beiden gemeinsam ist die Tatsache, dass man dort -grob zusammengefasst- seine anfallenden Ausgaben und Kosten den Einnahmen gegenüberstellt und am Ende schaut, ob man dabei ein Plus oder Minus vorweisen kann.

 

Die Technische Analyse (TA) von Börsen-Charts verfolgt im Prinzip einen ähnlichen Zweck. Doch während man bei der Buchhaltung oder dem Haushaltsbuch das entsprechende Zahlenwerk aus einer Vielzahl von Belegen extrahiert, um einen besseren Überblick zu bekommen, ist es bei der TA genau anders herum, denn in einem Chart, der (auf welche Art auch immer) einen jeweiligen Kursverlauf darstellt, wird das Zahlenwerk (in diesem Fall die gesammelten Transaktionen aller Marktteilnehmer) in eine graphische Darstellung auf eine Preis- und eine Zeitachse transformiert, im Normalfall befindet sich dabei die Preisachse als Y-Achse rechts (von unten nach oben) und die Zeitachse als X-Achse unten (von links nach rechts).

 

Vor allem Leute, die sich noch nicht eingehend mit der Materie der Technischen Analyse von Charts beschäftigt haben, stellen häufig die Frage: "Warum und wozu tut man so etwas überhaupt?"

Meine persönliche allgemeine Antwort darauf würde immer: "...Weil man es kann und natürlich, weil es sinnvoll ist!..."sein. 

 

Das ist natürlich etwas simpel herunter gebrochen aber die Ursprünge der TA hegten schon damals den vorrangigen Ansatz, Preisbewegungen zu erfassen, um daraus u. a. Rückschlüsse für deren mögliche Entwicklung in der Zukunft ziehen zu können. Der Begriff der "Technischen Analyse" wird zumeist im Zusammenhang mit der Analyse von Chartbildern gar nicht verwendet, hier hat sich eher das einfache aber sinnbildliche Wort Charttechnik (CT) etabliert. 

 

Beide Begriffe besagen im Prinzip aber dasselbe und werden von mir fortan mit TA oder CT abgekürzt. Erste Ansätze zur TA gab es bereits vor etlichen hundert Jahren in Asien (in Japan), wo rund um das Jahr 1700 recht erfolgreich versucht wurde, mittels diverser Methoden den zukünftigen Preis für Reis zu berechnen und vorherzusagen. Später wurden -daraus resultierend- auch die bis heute in in den Charts so bekannten Candlesticks entworfen, die eine hervorragende Möglichkeit darstellen, viele dieser preislichen Informationen in nur einem einzigen kerzenförmigen Symbol unterzubringen. Weiter westlich wurden solche Methoden zeitlich erst sehr viel später und zwar gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufgegriffen und auch hier waren die Ursprünge wie in Asien im landwirtschaftlichen Bereich zu finden. 

 

Damals ging es hauptsächlich darum, verderbliche und/oder nur zu bestimmten Zeiten des Jahres ausreichend zur Verfügung stehenden verderbliche Produkte irgendwie im Preis absichern zu können, der so genannte "Future-Handel" hatte hier gewissermaßen seine Geburtsstunde. 

An den Methoden zur Auswertung der Preis/Kursmuster wird bis heute ausgiebig gefeilt und es kommen auch immer mal wieder gänzlich neue Methoden zum Ansatz. Letztlich kann man aber sagen, dass hierbei (ähnlich wie im alten Sprichwort) viele Wege zum Ziel (sprich: nach Rom) führen können. 

 

Anspruchsvollere Nutzer und Anwender von TA/CT beschränken sich jedoch nicht alleine auf das Bestimmen von Zielen, sondern hegen für sich den Anspruch, auch noch den Weg dorthin bestimmen zu wollen und zwar indem sie versuchen, auch noch möglichst alle entstehenden theoretischen Umleitungen zu erkennen und zu benennen.

 

Ein paar Namen von früher sind sicherlich jedem Börsianer, der sich etwas intensiver mit TA/CT auseinandersetzt, geläufig. Interessanter Weise haben die meisten (außer Elliott, der war meines Wissens Buchhalter) einen familiären/beruflichen Hintergrund im Farm-Bereich bzw. Landwirtschafts-Sektor - den kann ich auch vorweisen, was kein Zufall sein muss. 

Diese Personen haben maßgeblichen Anteil daran gehabt, dass die Methodik der TA über die Jahrhunderte immer mehr verfeinert werden konnte und heutzutage, dank moderner Informationstechnik und entsprechender Literatur, nahezu allen Menschen, die sich dafür interessieren, zur Verfügung steht:

  • Charles Henry Dow - Begründer des Dow Jones und der so genannten Dow-Theorie
  • Ralph Nelson Elliott - Er war der Entdecker/Erfinder des Elliott-Wellen-Prinzips
  • Jesse L. Livermore - Bekannt auch durch das so genannte Aufbauen von Pyramiden-Positionen (Pyramidisieren) .... aber auch dafür, sich nicht unbedingt an die selbst auferlegten Regeln zu halten, was ihn mehrfach große Vermögen, fast bis hin zur Pleite, vernichten ließ
  • William Delbert Gann - Vielen heutzutage zunächst eher unbekannt, war dieser vor über hundert Jahren bereits eine Legende und einer der ersten "Live-Trader". Sein erfolgreiches Wirken wurde damals im Vorgänger des WSJ (Wallstreet Journals) begleitet. Etwas bekannter dürfte der von ihm entwickelte Gann-Fächer sein, manch einer nutzt diesen ja sogar in seinen Charts, ich persönlich eher selten. Zudem sagte er als einer der ersten auch den "großen Crash 1929" bereits ein Jahr zuvor voraus und zählt so wohl auch zu den allerersten so genannten Crash-Propheten 
  • Goichi Hosoda - Dieser leistete großartige Arbeit bei der Entwicklung des Ichimoku Kinko Hyo, einer genauso komplexen wie effektiven Methodik der TA, die ich persönlich nicht mehr missen möchte und täglich in Verwendung habe
  • Harold M. Gartley - War ein maßgeblicher Vorreiter bei der Methodik, wiederkehrende Muster also "Patterns" und Besonderheiten in Charts zu identifizieren und zu definieren, wie zum Beispiel Dreiecke, Gaps oder die so genannten GDs, die gleitenden Durchschnitte
  • Michael Borgmann - Ist u.a. der "Erfinder" der berühmten roten, grünen und blauen Chart-Eier sowie der Triple-Cloud. Zudem berüchtigt für seine "bunten Charts" und dafür, dass er etablierte Methoden der CT und TA stets hinterfragt und aus seiner Sicht abwandelt und verfeinert.

Die von diesen Leuten geschaffenen Grundlagen der TA/CT sind zum Großteil noch heute weitestgehend uneingeschränkt gültig und Basis der meisten später entwickelten Ansätze geworden, von denen es natürlich -mit zunehmender Verfügbarkeit und Verarbeitungsmöglichkeit von Daten (Umstellung von Handarbeit auf Computer)- immer mehr gab. Das machte sowohl die Daten selber als auch deren Verfügbarkeit und die Möglichkeiten zu deren Auswertung deutlich transparenter und besser nutzbar.

 

Auf der nächsten Unterseite geht es etwas mehr ins Detail, weshalb ich empfehle, auch diese ausführlich zu lesen, um ein besseres Verständnis in Sachen TA/CT zu bekommen, selbst wenn man der Materie insgesamt eher grundsätzlich skeptisch oder gar negativ gegenüber eingestellt sein sollte, eventuell kann ich ja den ein oder anderen Gegner der TA/CT am Ende doch noch von ihr überzeugen.

 

 

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Bildnachweise: Charts - stock3.com / Comic-Grafiken-  www.bing.com (KI) / Sonstige Bilder: Michael Borgmann

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