Signale in der Chartanalyse: Eine Sache der Interpretation, die kann schwammig sein aber Fehlsignale gibt es nicht!

 

Wer wünscht sich das nicht? Ein Signal also eine Art eindeutige und unfehlbare Initialzündung oder ein selbiger Startschuss für irgendetwas. Als Beispiel kann man einen Startschuss bei einem Laufwettbewerb nehmen, dies ist ein eindeutiges Signal für die Läufer, um jetzt in Richtung Ziellinie loszulaufen. Eine Fehlinterpretation ist nicht möglich.

 

Signale gehören aus meiner Sicht der Dinge in der Charttechnik -neben den bereits zuvor benannten SKS-Formationen und Dreiecken- wohl zu den am häufigsten falsch verstandenen und benannten Instrumenten, die der analytische Baukasten so hergibt. Es sollte in der Logik und Natur der Sache liegen, dass es so etwas Endgültiges und Verlässliches in den eigentlichen Kursbewegungen in dieser Form gar nicht geben kann.

 

Somit gilt es -zumindest aus meiner Sicht der Dinge- in Bezug auf Signale pauschal etliche Abstriche zu machen.

Signale, die diesen Namen als solche tatsächlich verdienen, kann man hingegen bei einer Vielzahl der so genannten Technischen Indikatoren definieren, bestimmen und identifizieren.

 

Ebenso gibt es die ein oder andere charttechnische Formation, die solch ein Signal nach ihrer Vollendung -also bei/mit ihrer Auflösung- senden kann, hierbei unterliegt man aber häufig einer gewissen Toleranzgrenze, was solche Form von Signalen dann etwas unverbindlicher werden lässt.

 

Charttechnische Laien nehmen den Begriff Signal generell meistens zu wortwörtlich, was unabhängig davon ist, um welche Form von Signal es sich handelt oder ob es sich überhaupt um ein solches handelt bzw. wie stark dieses denn berücksichtigt werden darf und sollte.

 

Um diese Aussagen etwas verständlicher zu machen: Entsteht zum Beispiel ein charttechnisches Verkaufssignal jedweder Art, bedeutet dies nicht, dass die Kurse ab diesem Moment oder auch nur zeitnah dazu entsprechend stark und/oder dauerhaft fallen müssen - im Gegenteil, nicht selten kommt es kurz nach solch einem Signal zu einem so genannten Rücklauf (engl.: Pullback), sprich einer Bewegung, die gegensätzlich zum vermeintlichen Signal läuft, also bei einem Verkaufssignal nach oben und nicht -wie man annehmen könnte- nach unten.

 

In solchen Fällen wird dann häufig der Begriff "Fehlsignal" benutzt, womit wir bei einem nächsten Oxymoron wären, denn entweder ist etwas ein Signal oder es ist es halt nicht, man muss und sollte sich also auf ein definiertes Signal als solches verlassen können, ansonsten ist es wertlos. Die so genannten Fehlausbrüche sind zumeist Fehlinterpretationen seitens der Person, die solch ein vermeintliches Signal ausgemacht oder falsch gedeutet hat.

 

Was und wem nutzt ein Signal, das zugleich ein "Fehlsignal" sein kann? Nichts und Niemandem!

 

Somit ist die Verwendung des Wortes "Fehlsignal" oftmals lediglich allgemeiner Unkenntnis über charttechnische Grundstrukturen und Verhaltensmuster von Kursbewegungen geschuldet und für mich deshalb gemeinhin eher inakzeptabel.

 

Fazit: Dem Wort Signal sollte man bei der Verwendung in Zusammenhang mit TA/CT pauschal zunächst nicht allzu viel Bedeutung zumessen, wenn man es irgendwo in einer Analyse oder einem Artikel vorfindet. Vor allem sollte man aber keinen Erkenntnisgewinn erwarten, der sich zwingend und unmittelbar in bare Münze umwandeln lassen kann.

Dort wo sich in der CT/TA so etwas wie Signale definieren und ausmachen lassen, wird in den jeweiligen Artikeln hier auf der Webseite auch Bezug darauf genommen und es werden die zugehörigen Besonderheiten und Fallstricke dabei benannt.

Am einfachsten ist das darstellbar über eine Ampel: Hier sind die Farben Rot und Grün recht eindeutige Signale, man darf fahren oder man muss anhalten. Dazwischen liegt halt Gelb, da kann man schon (oder noch) fahren oder aber bereits anhalten. Manchmal fährt man dann bei Gelb zu früh los oder hält zu spät an, beides kann fatal sein.

Signale in der Charttechnik sind somit der Farbe Gelb bei einer Ampel nicht ganz unähnlich, die Grundinformation stimmt erstmal, ist aber nicht immer eindeutig zu interpretieren, somit sollte man lieber erst noch einmal nach links und rechts schauen und auch den Rückspiegel und den Gegenverkehr nicht komplett ignorieren.

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Bildnachweise: Charts - stock3.com / Comic-Grafiken-  www.bing.com (KI) / Sonstige Bilder: Michael Borgmann

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